Schmerzen des Sehnengleitgewebes | Paratendinopathie


Die Paratendinopathie ist eine Erkrankung des Sehnengleitgewebes bei Sehnen ohne Sehnenscheiden, wie zum Beispiel der Achillessehne. In diesem Krankheitsbild ist das Sehnengleitgewebe, das die Sehne umgibt, betroffen, während die Sehne selbst definitionsgemäß nicht beeinträchtigt ist. Es treten jedoch häufig Mischbilder auf, bei denen sowohl das Sehnengleitgewebe als auch das Sehnengewebe krankhaft verändert sind.

 

Anatomie

 

Manche Sehnen sind von sogenannten Sehnenscheiden umgeben, doppelwandigen Hüllen, die mit Synovia (Gelenkflüssigkeit) gefüllt sind und die Sehne schützen sowie ihre Gleitfähigkeit fördern. Dies ist besonders bei Sehnen, die über mehrere Gelenke ziehen und eine hohe Gleitfähigkeit benötigen, wie etwa den Strecksehnen der Hand, der Fall.

Sehnen ohne Sehnenscheide, wie die Achillessehne, werden lediglich vom Paratenon (Peritendineum, Sehnenhaut) umhüllt. Zwischen dieser derben Bindegewebsschicht und der äußersten Sehnenschicht (Epitendineum) existiert eine kleine Flüssigkeitsschicht, die die Gleitfähigkeit verbessert und die mechanische Belastung reduziert. Das Paratenon setzt sich als Fortsetzung der Muskelfaszien fort und geht zudem in das Periost (Knochenhaut) über. In dieser Sehnenhaut verlaufen auch bedeutende Blutgefäße, die die Achillessehne mit Nährstoffen versorgen, und freie Nervenendigungen, was den Schmerz erklären kann.

 

Epidemiologie

 

Einige Studien benennen die Paratendinopathie als häufigste Erkrankung der Achillessehne, insbesondere bei Wettkampfsportlern – etwa zwei Drittel aller Athleten mit Achillessehnenerkrankungen leiden laut einer Studie an einer Paratendinopathie. Andere Publikationen hingegen weisen die Midportion-Tendinopathie als die vorherrschende Erkrankung aus. In der Literatur gibt es oft eine unklare Abgrenzung zwischen Paratendinopathie und Midportion-Tendinopathie, doch in den letzten Jahren wurde die Begriffsbildung klarer strukturiert. So zeigt sich, dass lange Zeit von einem einheitlichen Krankheitsbild ausgegangen wurde, und zwei Drittel aller Patienten mit Achillessehnen-problemen haben auch eine Paratendinopathie.

 

Risikofaktoren

 

Viele Autoren sehen die Paratendinopathie als eine mögliche Vorstufe der Midportion-Tendinopathie. Infolgedessen prädisponieren sämtliche Risikofaktoren einer Midportion-Tendinopathie auch für eine Paratendinopathie.

 

Beschwerden

 

Die (selten isoliert auftretende) Entzündung des Gleitgewebes (Paratendinopathie) manifestiert sich vorwiegend im mittleren Abschnitt der Achillessehne (Midportion-Bereich). In der akuten Phase sind lokale Schwellung und Rötung, intensiver Druckschmerz und Krepitationen zu beobachten. Lokale Kühlung und Ruhe tragen zur Linderung bei. In chronifizierten Stadien können Verklebungen und oberflächliche Knötchenbildung auftreten, wobei der vorherrschende Symptomkomplex weiterhin der belastungsabhängige Schmerz bleibt.

 

Stadien und Verlauf

 

Man unterscheidet zwischen der akuten und chronischen Verlaufsform. Die akute Form wird auch als Paratenonitis crepitans bezeichnet, gekennzeichnet durch erhöhte Paratenon-Durchblutung, ödematöse Veränderungen und das mikroskopische Vorhandensein von Entzündungszellen. Klinisch können durch Tasten auch Krepitationen (knirschende Geräusche) festgestellt werden. Hingegen sind Ödem oder Krepitation bei der chronischen Paratendinopathie selten. Hier zeigt sich eine Verdickung des Sehnengleitgewebes sowie Verklebungen zwischen Epitenon (Sehnenhaut) und Paratenon.

 

Diagnose und Bildgebung

 

Die Diagnostik der Paratendinopathie umfasst eine genaue Anamnese, klinische Untersuchung, Ultraschall und gegebenenfalls MRT. Diese Schritte bieten notwendige Informationen zur Diagnose und Therapieplanung:

  1. Ein kurzer Krankheitsverlauf, ausgeprägte Krepitationen, Ödem, Mehrdurchblutung und eine intakte Sehne deuten auf die akute Verlaufsform, die Paratenonitis crepitans, hin.
  2. Fehlende Krepitationen, geringes Ödem, belastungsinduzierte Schmerzen und eine intakte Sehne weisen auf eine chronische Paratendinopathie hin.

Bei genauer Untersuchung unter dem Mikroskop zeigen sich vermehrt Zellen, die neues Bindegewebe bilden (Myofibroblasten), sowie ein verdicktes Sehnengleitgewebe mit Verklebungen (Adhäsionen) der Sehne. Einige Forscher sehen die Paratendinopathie als Vorstufe der Midportion-Tendinopathie. Frühzeitige, konsequente Behandlung ist entscheidend, um die Integrität der Sehne zu bewahren.

Ultraschalluntersuchungen erfordern erfahrene Untersucher, da Stör-Artefakte Veränderungen verbergen oder vortäuschen können. Es ist wichtig, Erfahrung in der Diagnostik von Sehnenpathologien mitzubringen, um genaue Diagnosen zu gewährleisten.

 

Therapie

 

Die Therapie einer Paratendinopathie unterscheidt sich zur Midportion-Tendopathie im wesentlich durch das Exzentriktraining. Das Exzentriktraining bei bestehender Paratenonitis soll nicht die primäre Therapie sein. Es kann den Schmerz sogar verstärken und sollte erst im weiteren Verlauf in die Therapie einbezogen werden.

Bei entzündlichen Veränderungen (Endung auf -itis) profitieren Patienten in der Regel von Ruhigstellung und entzündungshemmenden Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac. Eine Entlastung des betroffenen Bereichs ist wichtig. In manchen Fällen werden zu Beginn auch ruhigstellende Orthesen oder Fersenkeile eingesetzt, um den mechanischen Reiz zu minimieren. Besonders bei der oberflächlichen Form kann allein die Anpassung des Schuhwerks von Nutzen sein. Ausführliche Information zur Behandlung von Sehnenerkrankungen finden Sie unter dem Bereich Midportion-Tendopathie. Für weitere Informationen klicken Sie bitte hier.

 

Operative Therapie

 Die operative Therapie sollte denjenigen vorbehalten sein, die nicht ausreichend auf konservative Maßnahmen ansprechen, was etwa 30% der Patienten betrifft. Bei chronischer Paratenonitis zielt die operative Therapie darauf ab, Verklebungen und Verwachsungen des Gleitgewebes mit der Sehnenoberfläche zu lösen.

 

Prognose

 

Die Prognose bei Paratendinopathie ist in der Regel sehr günstig. Da bei reinen Formen die Sehne nicht betroffen ist, ist die Therapie oft kürzer, und die Heilungschancen durch konservative Maßnahmen sind besser als bei der Midportion-Tendinopathie. Etwa 80% der Sportler erreichen wieder ihr vor der Verletzung liegendes sportliches Niveau, vorausgesetzt, es wird konsequent und frühzeitig therapiert. Es ist jedoch zu beachten, dass eine unbehandelte Paratendinopathie in eine Midportion-Tendinopathie übergehen kann.